GESTRICKTES & GEZEICHNETES
Seit circa 15 Jahren beschäftige ich mich mit der Gestaltung und Herstellung von 3D-Gestricken. 3D-Gestricke sind Bekleidungsstücke, die ohne die Verwendung von Nähten, gewissermaßen an einem durchgehenden Faden zu ihrer auf den menschlichen Körper bezogenen Form finden. Beim Stricken ist es möglich, durch Zu- und Abnahme jeden einzelnen Punkt der Fläche zu manipulieren und dadurch eine dreidimensional gekrümmte Fläche zu erzeugen. Im Idealfall muss also das Stück am Ende nicht aus einzelnen Teilen zusammengenäht werden. Es ist tatsächlich ein Einzelteil und mit der Beendigung der Strickarbeit vollendet.
Vom Entwurf zum fertigen Gestrick gelange ich dabei auf zwei unterschiedlichen Wegen. Manchmal fertige ich vor Beginn der Strickarbeit zunächst einen Plan an, in dem jede Masche dargestellt ist. Dies entspricht der Vorgehensweise der Architektin in mir. Es entstehen von Hand gefertigte Einzelstücke nach Plan. Der andere Weg ist eher der einer Bildhauerin. Dabei entsteht das Gestrick direkt am Körper wie eine Pflanze, die ihren eigenen Wachstumsgesetzen folgt. Die auf diesem Weg fertiggestellten Gestricke sind wesentlich skulpturaler und räumlich komplexer. Entwurf und Herstellung fallen hier zeitlich ineinander. Diese unlösbare Verschränkung von Form und Umformten hat zur Folge, dass diese Gestricke nur von Hand mit entsprechendem zeitlichen Aufwand erstellt werden können. Im Durchschnitt besteht eine Jacke aus ca. 40 000 Maschen. Um eine komplette Jacke von Hand entstehen zu lassen, benötige ich in etwa 80 Stunden.
Die hohe räumliche Komplexität dieser Gebilde stelle ich anhand von Strickplänen dar. Es handelt sich bei diesen Plänen weniger um praktikable Strickanleitungen als vielmehr um künstlerisch-ästhetische Repräsentationen von Räumen, die eng mit ihrer Herstellungsmethode verknüpft sind.